Der RetinAward 2024 der Swiss VitreoRetinal Group geht an PhD Dr. med. Philippe Valmaggia für das Projekt «Cardiovascular health assessment with electrocardiogram-coupled time-resolved optical coherence tomography». Das Projekt widmet sich der Beurteilung der kardiovaskulären Gesundheit mit Hilfe von ophthalmologischen Untersuchungen. Der Preis, unterstützt von den Unternehmen Bayer (Schweiz) AG und Roche Pharma Schweiz AG, fördert ein wissenschaftliches Projekt im Bereich der Retinaforschung mit CHF 20 000.
Im Mittelpunkt steht die Analyse von neuartigen retinalen Blutflussprofilen in Korrelation zum Herzzyklus. OCT-Messungen, selbst als OCTA-Daten, stellen relativ statische Momentaufnahmen dar. Es wird nun ein Optical Coherence Tomography (OCT)-System mit einem Elektrokardiogramm (EKG) gekoppelt, um die Blutfluss-Pulsationen in der Retina mit den R-Spitzen des EKGs zeitlich zu synchronisieren. Dies erlaubt die Messung der Zeitdifferenz zwischen der Ausbreitung des Blutpulses vom Herzen bis zur Netzhaut. Diese Zeitspanne, die neu als Heart-Retina-Time (HRT) bezeichnet wurde, reflektiert die Blutpropagation vom Herzen zum Auge und könnte zum vielversprechenden Biomarker für die Analyse der kardiovaskulären Gesundheit werden.
Die Basis für diese Technologie entwickelte Dr. Philippe Valmaggia mit seinen Mentoren Priv.-Doz. Peter M. Maloca und Prof. Philippe Cattin während seines MD-PhD Projekts in Biomedical Engineering an der Universität Basel. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Blutflussdynamik zwischen Herz und Netzhaut innerhalb eines Herzzyklus abgeschlossen ist. An gesunden Probanden konnte eine mittlere HRT von 150 Millisekunden mit einem kommerziell erhältlichen OCT-Gerät gemessen werden. Die Synchronisation der OCT-Daten mit dem Herzzyklus eröffnet eine präzise Möglichkeit, diese Dynamik zu quantifizieren. Ziel des Projekts ist es, mögliche Grundlagen für den Einsatz der HRT in der klinischen Praxis zu schaffen. Dazu gehören der Aufbau einer Normdatenbank, um die HRT-Werte gesunder Probanden zu standardisieren, sowie Studien an Patienten mit Gefässerkrankungen, um die diagnostische Relevanz der HRT zu untersuchen.
Bei retinalen Gefässverschlüssen und retinalen Blutungen, die zum Sehverlust führen können, und ähnlichen Erkrankungen ist eine Früherkennung von Risiko-Patienten oder gefährdeten Retinagefässen bisher schwierig. Durch die Weiterentwicklung bereits etablierter OCT-Systeme und deren Kopplung mit dem Herzzyklus sollen eine praxistaugliche Lösung geschaffen werden, welche die bestehende Bildgebungstechnologie um Werte zu Blutflussgeschwindigkeiten erweitert. Das Projekt könnte hiermit eine Lücke in der klinischen Diagnostik schliessen. Mit der vorgeschlagenen Technologie können Blutflussdynamiken in der Retina nichtinvasiv sichtbar gemacht und gleichzeitig Rückschlüsse auf das Herz-Kreislauf-System gezogen werden. Damit können sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen – für die Forschung, aber auch die klinische Anwendung.
Der RetinAward, ein Förderpreis der Swiss VitreoRetinal Group (SVRG) für junge Forschende in der Schweiz auf dem Gebiet der Augenheilkunde, wurde 2023 zum 9. Mal verliehen. Der RetinAward ist für zwei Forscnungsprojekte mit jeweils 20 000 CHF ausgelobt, dank der Unterstützung der Sponsoren Bayer, Novartis und Roche. Er dient der Förderung eines Forschungsprojektes.
Jury-Präsident Prof. Dr. Christian Prünte, Universitäts-Augenklinik Basel, konnte anlässlich des 18. Swiss Retina Update am 30. November in Zürich die Namen der beiden Preisträger verkünden: Dr. Barbara Swiatczak, Myopie-Forschungsgruppe am IOB Basel, erhielt den RetinAward „Grösste klinische Relevanz“ für ein Forschungsprojekt zur Myopie-Progressionshemmung durch Filter auf Bildschirminhalten („Inhibiting myopia during computer work by digitally filtered screen content“).
Dr. Olivier Mercey, Departement of Molecular and Cellular Biology der Universität Genf, wurde mit dem RetinAward 2023 der Kategorie „Bestes experimentelles Projekt“ ausgezeichnet. Es wird die molekulare Architektur der Übergangszone der Photorezeptoren mithilfe der sogenannten Cryo-Section Expansion Microscopy im Detail untersuchen.
Der RetinAward, ein Förderpreis der Swiss VitreoRetinal Group (SVRG) für junge Forschende in der Schweiz auf dem Gebiet der Augenheilkunde, wurde 2022 zum 8. Mal verliehen. Er dient der Förderung eines Forschungsprojektes. Am Swiss Retina Update 2023, 30. November in Zürich, konnte Dr. Beatrice Steiner, Bern, die Ergebnisse ihres Projektes vorstellen.
Seit 2015 unterstützt der Sponsor Bayer (Schweiz) AG den Preis zunächst allein, seit diesem Jahr gemeinsam mit Roche Pharma Schweiz AG und Novartis Pharma Schweiz AG. Honoriert wird jeweils ein Projekt der Gebiete Medical Retina, vitreoretinale Chirurgie (klinische Forschung) und eines in der retinologischen Grundlagenforschung.
Die Preisträgerin Dr. Beatrice Steiner überzeugte 2022 mit ihrem Projekt «Lipid metabolism in murine photoreceptors». Photorezeptoren gehören zu den metabolisch aktivsten Zellen im Körper und bedürfen daher einer konstanten Versorgung mit Energie. Glucose ist der wichtigste Energieträger für diese hochspezialisierten Zellen, und ihr Metabolismus im Photorezeptor ist schon intensiv untersucht. Noch relativ unbekannt dagegen ist der Lipidmetabolismus. Hier setzte das Projekt der Arbeitsgruppe von Prof. Pascal Escher, Abteilung für Augenheilkunde (Inselspital) der Universität Bern, an. Die Preisträgerin konnte nachweisen, dass die Photorezeptorenfunktion auch auf einen Fettstoffwechsel angewiesen ist.
Das Institute for Molecular and Clinical Ophthalmology Basel (IOB) leistet exzellente klinische Forschung, was sich unter anderem an den Preisen widerspiegelt, welche IOB-Forscher erhalten. Der RetinAward 2021 ging an das Projekt des Bioinformatikers Mathieu Quinodoz vom IOB (Gruppe Carlo Rivolta). Am Swiss RetinaUpdate 2022 stellte er die Resultate seines Projekts vor, für das er im letzten Jahr den RetinAward erhalten hatte. Der Arbeitsgruppe geht es darum, bei erblichen Retinadystrophien die Rate an molekulargenetischen Untersuchungen und damit exakter Diagnosen zu erhöhten. Das verursachende Gen zu kennen, wird immer bedeutsamer: Für die Familienplanung, aber auch, weil für bestimmte Genmutationen zunehmend Gentherapien verfügbar werden. Für die Untersuchungen per High-Throughput-Gensequenzierung und eine analytische Pipeline wurden beim IOB Informatik-Tools entwickelt, welche der Forschergemeinde frei zur Verfügung gestellt wurden.
Dr. Olivier Mercey
Er wird die molekulare Architektur der Übergangszone der Photorezeptoren mithilfe der sogenannten Cryo-Section Expansion Microscopy im Detail untersuchen.
Dr. Beatrice Steiner, Inselspital Bern
«Lipid metabolism in murine photoreceptors».
Ph. D. Mathieu Quinodoz, Bioinformatician in the IOB Ophthalmic Genetics Group
Increasing the molecular diagnostic rate of inherited retinal degenerations and other retinal diseases by combining high-throughput sequencing with an extensive analytical pipeline
Dr. Bence György, Teamleiter translationale Forschung am IOB
Projekt zur Entwicklung einer Gentherapie für die erbliche Stargardt-Krankheit (juvenile Makuladegeneration)
Pract. Med. Livia Faes, Assistenzärztin an der Augenklinik des Luzerner Kantonsspitals
Optimizing Clinical Care by Customizing the Treament of Wet Age-Related Macular Degeneration with Artificial Intelligence.
Nicht vergeben
Dr. Petra Arendt, Inselspital Bern (bestes experimentelles Projekt)
«Characterization of Macrophages / Microglia in Choroidal Neovascularization in Mice»
Dr. Jeanne Gunzinger, UniversitätsSpital Zürich (höchste klinische Relevanz)
«Detection of Retinal Arterial (micro-) Emboli after Transcatheter Aortic Valve Implantation using Wide Field Swept Source Optical Coherence Tomography Angiography»
Despina KokonaPhD, Inselspital Bern (bestes experimentelles Projekt)
“Role of differentially activated macrophages in the course of a murine model of Branch Retinal Vein Occlusion”
Dr. Chantal Simone Dysli, Inselspital Bern (Projekt mit der grössten klinischen Relevanz)
“Fluorescence Lifetimes in Stargardt disease: Potential marker for disease progression.” Eine Arbeit hierzu mit Dr. Dysli als Erstautorin ist 2016 bereits in IOVS erschienen.
Dr. Simon Rothenbühler, OCTlab, Universitätsklinik für Augenheilkunde in Basel (bestes experimentelles Projekt)
«Three-Dimensional OCT Analysis of the Choroid»
Dr. Muriel Dysli, PhD, Universitätsklinik für Augenheilkunde, Inselspital Bern (Projekt mit der grössten klinischen Relevanz)
«Microcystic Macular Edema (MME) in Primary Retinal Disease»
SVRG Swiss VitreoRetinal Group
Eine Gruppe der SOG (Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft >>)