Studien hatten bereits positive Wirkungen einer Fenofibrat-Einnahme auf die Progression einer diabetischen Retinopathie erkennen lassen,1,2 aber die Ergebnisse waren zu wenig eindeutig, um in klare Empfehlungen zu münden. Eine grosse Kohortenstudie erweitert nun die Evidenz dafür, dass Fenofibrat die Progression einer nichtproliferativen diabetischen Retinopathie (NPDR) zu visusbedrohlichen Stadien und zur proliferativen diabetischen Retinopathie (PDR) signifikant vermindern kann.3
Die US-amerikanische Datenbankanalyse schloss über 150 000 Patienten mit der Diagnose einer NPDR ein. Knapp 6000 von ihnen nahmen Fenofibrat ein, bei 144 417 Patienten lag keine solche Therapie vor.
In der Fenofibrat-Gruppe war das Risiko für eine Progression zum visusbedrohlichen Stadium und für die Entwicklung einer proliferativen diabetischen Retinopathie signifikant reduziert gegenüber der Vergleichsgruppe ohne Fenofibrat:
Nicht signifikant reduziert war hier – im Gegensatz zu den Studien ACCORD1 und FIELD2 – das Risiko für Entwicklung eines diabetischen Makulaödems. Der Endpunkt «Vision Threatening Diabetic Retinopathy» konnte als Komposit-Endpunkt auch einen Visusverlust aufgrund eines diabetischen Makulaödems einschliessen, aber der Vorteil war, so die Autoren, hauptsächlich durch die PDR-Reduktion verursacht.
Wie wichtig diese Wirkung auf die Progression ist, zeigen die absoluten Zahlen: Insgesamt fast jeder Fünfte erreichte einen visusbedrohlichen Zustand (n = 27,325, 18.2 %. Knapp 3 % entwickelten eine proliferative Retinopathie (n = 4,086) und 22,750 (15.1 %) ein diabetisches Makulaödem.
Fenofibrat ist ein Lipidsenker, der schon vor 50 Jahren Eingang in die Therapie fand. Der Wirkstoff senkt die Triglyceridkonzentration um ca. 45 %, die LDL-VLDL-Cholesterin-Konzentration, und er steigert die Konzentration des HDL-Cholesterins um ca. 10 – 30 %. Fenofibrat senkt zudem erhöhte Fibrinogenspiegel und vermindert die Thrombozytenaggregation (cave Kombination mit Thrombozyten-Aggregationshemmern) und wirkt urikosurisch.
Die Kombination aus Fenofibrat und Statin wurde in ACCORD untersucht und zeigte bei Personen mit besonders hohen Triglycerid- und besonders niedrigen HDL-Cholesterinspiegeln eine wirksame Reduktion des kombinierten Endpunktes (kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität), besonders bei Männern. Interaktionen sind zu beachten; unter anderen kann die Wirkung von Antidiabetika gesteigert sein wie auch Muskeltoxizität der Statine bei Kombination von Fibrat und Statin.