Die Adhärenz bei anti-VEGF-Behandlungen von Diabetikern lässt oft zu wünschen übrig. Prof. Dinah Zur, Tel Aviv, zeigte, dass für Patienten das Arzt-Patienten-Verhältnis der wichtigste Faktor für Behandlungstreue ist. Und sie belegte, dass Ärzte an diesen Faktor nicht denken. Spritzen- Angst plagt jeden zweiten Patienten. Die Häufigkeit von Visiten hält 26 % von der regelmässigen Behandlung ab.
Zentral sei die gute «zirkuläre Kommunikation» statt des «Einbahnstrassen-Gesprächs».
Prof. Paolo Lanzetta (I-Udine) präsentierte die Phase-2-Studie CANDELA zu 8 mg Aflibercept (zugelassen: 2mg) bei nAMD.
Am AAO folgten schon die Resultate zu den dreiarmigen Phase-3-Studien PULSAR (über 48 Wochen, 1009 nAMD-Patienten) und PHOTON (658 DME-Patienten). Injektionsintervalle von 16 Wochen erreichten unter der 8mg-Dosierung 89 % (DME) und 77 % (nAMD) der Patienten, bei vergleichbarer (nichtinferiorer) Wirksamkeit und Sicherheit wie im Kontrollarm (2 mg). Rund 80 % der Patienten behielten das zuletzt erreichte Intervall unverändert bei. In den 8mg-Armen wurde schon nach Ladephase eine bessere Abtrocknung erreicht. Studienendpunkte lagen nach einem Jahr, die 60-Wochen- und Zwei-Jahres-Daten werden noch erwartet.
Lanzetta P. Evaluation of 8 mg intravitreal aflibercept for neovascular age-related macular degeneration: Results from the Phase 2 CANDELA study. EURETINA SC AMD II; Sept 3, 2022
Lanzetta P. Intravitreal Aflibercept injection 8 mg for nAMD: 48-week Results from the phase 3 PULSAR trial. AAO 2022 Retina Day, Session 7, Late Breaking Sept 30, 2022
Brown D. Photon Trial of high dose Aflibercept for DME. Retina Society Day 3
TALON prüft die Superiorität von Brolucizumab (6 mg) versus Aflibercept (2 mg) hinsichtlich der Länge der Injektionsintervalle in einem gematchen Treat-and-Extend- Regime bei neovaskulärer AMD (nAMD). Peter Kertes, Toronto, lieferte Interimsergebnisse nach 32 Wochen. Der primäre Endpunkt wird nach 64 Wochen erreicht werden.
Die nAMD-Patienten erhalten 1:1 randomisiert 4 Ladedosierungen, danach wird in beiden Armen befundabhängig das Injektionsintervall in 4-Wochen-Schritten verlängert oder verkürzt. Das maximale Intervall liegt bei 16 Wochen, das minimale lag laut Protokoll bei 4 Wochen.
Nach Woche 32 betrug das längstmögliche Intervall protokollbedingt 12 Wochen. Nach Einführung des Urgent Safety Measure für Brolucizumab endete die Studie für alle Patienten mit Vier-Wochen- Intervall. Ihre Weiterbehandlung verlief nach Therapiestandard. Die Injektionsintervalle betrugen 12 Wochen für 38.5 % bzw. 19.8 % (BRO/AFL), 8 Wochen für 35.8 % vs 39.9 % und 4 Wochen für 25.7 % vs 40.2 %; (p < 0.0001). Die Inzidenz okulärer unerwünschter Wirkungen von besonderem Interesse bezifferte Prof. Regillo mit 5.5 % vs 1.1 %.
Prof. Mark Gillies, Sydney, analysierte 51 Augen aus dem «Real World» Register Fight Retinal Blindness!, welche nach 6-monatiger anti-VEGF-Therapie bei unbefriedigendem Ansprechen auf Brolucizumab umgestellt worden waren. Bei 64 % dieser nAMD-Patienten war die Läsion 3 Monate nach Umstellung inaktiv (p < 0.001), bei Behandlungsintervall von 50 Tagen im Mittel. 12 Augen wechselten zurück zum ursprünglichen Medikament. In Abwägung zwischen Risiko und therapeutischem Nutzen kann bei diesen Augen der Nutzen überwiegen, resümierte Gillies.
Auch am EURETINA waren die Zulassungsstudien für Faricimab bei neovaskulärer AMD, OAKS und DERBY, ein wichtiges Thema, hier präsentiert von Prof. Frank Holz, Bonn. Die Wirksamkeit wurde belegt, die Ausbreitung der von geographischer Atrophie betroffenen Areale verminderte sich unter der Anwendung von Pegcetacoplan. Die Wirkung nahm im Lauf der beobachteten zwei Jahre zu. Da es sich bei der GA um einen chronischen Prozess handelt, werden die Ergebnisse der Extensions-Studie GALE noch spannender.
TRUCKEE ist eine Real-World-Studie (kollaborativ, ohne Pharma-Sponsoring) zur Wirkung und Sicherheit von Faricimab bei neovaskulärer AMD. Multizentrisch retrospektiv werden Patienten erfasst, die mit Faricimab behandelt werden, entweder als Behandlungsnaive oder nach Umstellung von einer anderen Therapie.
Zum Zeitpunkt der EURETINA-Präsentation von Dr. Veeral Sheth (Oak Forest, Ilinois) waren 485 Patienten mit 1094 Injektionen eingeschlossen,8 kurz darauf, am AAO – Präsentation Dr. Anuja Bhandari (Everett, WA/USA) – wurden bereits 491 Patienten und 1231 Injektionen überblickt).9 Die Studie läuft weiter. Bis dato ergaben sich in dieser frühen Phase keine neuen Sicherheitssignale, vor allem keine Fälle von retinaler Vaskulitis oder arteriellen Okklusionen, so Dr. Sheeth. Eine gute Wirkung konnte sowohl bei Patienten mit schwieriger Vorbehandlung als auch bei neu auf Faricimab eingestellten Patienten beobachtet werden.
In den USA wurde Tebentafusp für die Behandlung des metastasierten uvealen Melanoms zugelassen. Prof. Heinrich Heimann, Liverpool, berichtete. Am Ende des ersten Behandlungsjahres hatten 73 % der Behandelten versus 59 % in der Kontrollgruppe überlebt. Die Patienten der Kontrollgruppe hatten Immuncheckpoint-Inhibitoren oder ein Chemotherapeutikum erhalten.
Gute Erfolge erreicht man in Lausanne mit der intrakameralen Chemotherapie des Retinoblastoms. Prof. Francis Munier, Lausanne, zeigte, dass bei den 2011 – 2021 hiermit Behandelten mit spontaner primärer oder sekundärer Aussaat im Kammerwasser das Auge in 85 % erhalten werden konnte. Ein nützlicher bis nahezu normaler Visus wurde in 82 % erreicht. Die Nachbeobachtung betrug im Mittel 49 Monate, in allen Fällen metastasenfrei.